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8.6.2015

Ein Abend in Nigeria

Gedanken von Rolf Hänel

So verbringe ich meine Abende…

nicht alle, aber manche…

Eine Hotelbar.
Irgendwo in Abuja, Nigeria.
Allein.
Die Luft ist warm und anschmiegsam.
Abstand nehmen, von des „Tages Last“.
Schön, dass es Lifemusik gibt.

Es ist oft so eine besondere Atmosphäre in einer Hotelbar, irgendwo auf dieser Welt. Nicht, was manche(r) sich vielleicht so unter einer afrikanischen Bar vorstellt. Keine Theke aus Bambus mitten im Busch, sondern eine lange Bar, mit leeren Hockern davor. Die Wand dahinter mit den üblichen Getränken ausstaffiert. Nach oben viel Platz. In einer Art Innenbereich eines Hotels, der über mehrere Stockwerke offen ist. Auf jedem Stockwerk eine Balustrade, die zu den einzelnen Zimmern führt. Die Tische und Stühle sind nicht sehr bequem, dafür blasen zwei große Ventilatoren feuchte Luft in die Gegend. Hinter mir ein nimmermüder Fernseher, der irgendein Fußballspiel zeigt.

Neben der Bar: die Musik. Ein Sänger hinter einem Tastaturinstrument mit unzähligen Möglichkeiten der Musikproduktion. Rhythmus eingeschlossen. Dazu noch eine Sängerin mit viel Resonanzvolumen (ist nicht herablassend gemeint). Das Angebot: eher leichte Unterhaltungsmusik

Was geht dadrin wohl so vor, in den Köpfen der verschiedenen Bedienungen hinter der Theke, die vielleicht etwas mürrisch, vielleicht gelangweilt, immer wieder die Blicke schweifen lassen? Manchmal sticht das Weiß der Augen für kurze „Augenblicke“ aus den dunklen Gesichtern hervor.

Auch wenn hier nicht viel los ist. Schön, sich so ein bisschen mit den Gedanken in irgendwelchen Phantasien zu verlieren. Jetzt eine  „geheime Kamera“ haben, um diese besondere Atmosphäre einfangen zu können. Details in den Gesichtern beobachten, ohne aufdringlich zu werden.

Oder Gedanken nur in Worte fassen können, ohne sie mit falschen Banalitäten zu zerbrechen. Besonders, wenn ich diese Gedanken einfangen möchte, und die „grazile“ Sängerin „Unterhaltung“ braucht…

Sie singt: If I had an angel…

Sie bemerkt, dass ich auf meinem Pad herumtippe, und meint dann, sie komme später wieder.

Ein einzelner Weisser in einer sparsam besuchten Hotelbar: Weisse gelten als grundsätzlich reich.

Ist schon erstaunlich, wohin die Phantasie einen treibt. Erinnerungen, Vorstellungen, vielleicht Erwartungen, alles wirkt zusammen und bildet den Rahmen für Empfindungen und Gefühle, die so flüchtig sind, wie ein leichter warmer Wind. Wenn man ihn spürt, ist er schon wieder vorbei.

Musik ist ein besonderes Medium. Es lässt Menschen in andere Welten eindringen. Vielleicht nur für kurze Augenblicke, doch die können intensiv und nachhaltig sein. Manchmal befreiend, entspannend, und erleichternd. Manchmal bedrückend und beängstigend. Musikalische Augenblicke können Sicherheit vor der realen Welt bieten, ohne sich selbst ihrer Realität zu entziehen. Musik kann verborgene, tief im inneren Selbst versteckte, längst vergessene Gedanken oder Gefühle wieder lebendig und existent werden lassen.

Sie singt gerade:

Baby Can I Hold You

Sorry Is all that you can’t say
Years gone by and still
Words don’t come easily
Like sorry
Like sorry

Forgive me
Is all that you can’t say
Years gone by and still
Words don’t come easily
Like forgive me
Forgive me

But you can say baby
Baby can I hold you tonight
Maybe if I’d told you the right words
At the right time
You’d be mine

I love you
Is all that you can’t say
Years gone by and still
Words don’t come easily
Like I love you
I love you

But you can say baby
Baby can I hold you tonight
Maybe if I’d told you the right words

At the right time
You’d be mine

Baby can I hold you tonight
Maybe if I’d told you the right words
At the right time
You’d be mine…

(Tracy Chapmen)

Gedanken über Verlust, falsche Worte, die falsche Zeit. Eine besondere Situation, eher etwas suboptimal…

Gedanken über Wunden, die nie vollständig geheilt sind. Nicht körperliche, sondern seelische. Tief im Innern verborgen, verdrängt, vergraben, ignoriert, aber doch immer noch schmerzhaft existent. Selbst die Zeit kann diese Wunden nicht verschwinden lassen. Was wäre gewesen, wenn …? Und warum…? Was lief verkehrt. Warum die sichtbaren Zeichen nicht erkannt, verstanden oder realisiert. Nichts kommt von ungefähr. Alles hat seine Zeit. Auch eine Trennung, ein Bruch, kündigt sich langsam und vorsichtig an. Bis es dann zu spät ist. Etwas zerbrach, ging unwiederbringlich verloren. Das Maß aller Dinge im zwischenmenschlichen Bereich.

Vielleicht hätte ein „forgive me“ geholfen, Ein Sorry… geholfen, mit dem Schmerz umzugehen. Eine bewusste Aufarbeitung, anstelle von Verdrängung, Scham und Enttäuschung. Banalitäten versuchten den Schmerz zu bedecken, ihn zu begraben, zu verstecken. Er ist wie ein massiver Fels im Meer des Lebens. Fast hätte das Lebenswasser es geschafft, diesen Fels zu besiegen, doch er ist immer noch da.

Lange ist diese Begebenheit her, doch sie lässt sich nicht ungeschehen machen. Immer wieder tauchen diese Gedanken auf, nagen und kratzen an diesem Felsen, um Ihn dann nach Jahrhunderten in sich aufzunehmen. Doch wer lebt schon für Jahrhunderte.?

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