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30.3.2022

Gedanken in Worte fassen

Gedanken von Rolf Hänel

Um die Jahrhundertwende war Ferruccio Busoni ein wichtiger Vertreter der Transkription. In seinem Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst schreibt er über diese Musikgattung:

"Was ich endgültig darüber denke ist: jede Notation ist schon Transkription eines abstrakten Einfalls. Mit dem Augenblick, da die Feder sich seiner bemächtigt, verliert der Gedanke seine Originalgestalt. Die Absicht, den Einfall aufzuschreiben, bedingt schon die Wahl von Taktart und Tonart. Form- und Klangmittel, für welche der Komponist sich entscheiden muss, bestimmen mehr und mehr den Weg und die Grenzen. Es ist ähnlich wie mit dem Menschen. Nackt und mit noch unbestimmbaren Neigungen geboren, entschließt er sich oder wird er in einem gegebenen Augenblick zum Entschluss getrieben, eine Laufbahn zu wählen. Mag auch vom Einfall oder vom Menschen manches Originale, das unverwüstlich ist, weiterbestehen: sie sind doch vom Typus einer Klasse herab gedrückt. Der Einfall wird zu einer Sonate oder einem Konzert, der Mensch zum Soldaten oder Priester. Das ist ein Arrangement des Originals. Von dieser ersten zu einer zweiten Transkription ist der Schritt verhältnismäßig kurz und unwichtig. Doch wird im Allgemeinen nur von der zweiten Aufhebens gemacht. Dabei übersieht man, dass eine Transkription die Originalfassung nicht zerstört, also ein Verlust dieser durch jene nicht entsteht. Auch der Vortrag eines Werkes ist eine Transkription, und auch dieser kann – er mag noch so frei sich gebärden niemals das Original aus der Welt schaffen. – Denn das musikalische Kunstwerk steht, vor seinem Ertönen und nachdem es vorüber geklungen, ganz und unversehrt da. Es ist zugleich in und außer der Zeit, und sein Wesen ist es, das uns eine greifbare Vorstellung des sonst unbegreiflichen Begriffes von der Idealität der Zeit geben kann."

Das ist bei Gedanken, die zu Worten werden sollen, auch nicht anders als bei Noten. Wie beschreibe ich Gedanken, Stimmungen, Gefühle, ohne sie zu zerstören?

Ich denke mir, ohne Musiker zu sein, daß ein improvisiertes Spiel einer Melodie, ohne die Nutzung des Hilfsmittels Note oder Notenblatt, viel flüssiger vom geistigen Entstehungsort über die Steuerung der Hände Finger und Arme in das jeweilige Instrument einfließen kann, und die dabei entstehenden Klänge, die unmittelbar erlebbar über verschiedene Sinne, wie hören oder fühlen sind, wieder zum Ursprung zurückkehren können und somit einen fließenden Kreislauf bilden können, der am ehesten der Ursprünglichkeit der geschaffenen Melodie gleicht.

Vielleicht kann das bei Worten ähnlich verlaufen. Klänge, die ein Musikant entstehen lässt, werden durch verschiedene Interaktionen verschiedener Körperteile mit irgendwelchen Musikinstrumenten produziert. Gedanken, die unverfälscht zu Worten werden sollen, entstehen ähnlich. Über Hände, Stifte, Tastaturen formen sich Gedanken zu Worten und versuchen ein Ebenbild dieser ursprünglichen Gedanken zu schaffen.

Und doch sind Worte auch nur Transkriptionen, die vielleicht der ursprünglichen Form sehr nahe kommen können. Entsprechende Übung unterstützt hier sicherlich.

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